„Es geht ja nicht um den Betrag, sondern um‘s Aufeinander schauen“

Leo Pfurtscheller aus Neustift im Stubaital ist ein rühriger Mann. Von Ruhestand keine Spur. Auf meine Frage, was ihm als Koordinator der Caritas Haussammlung in seiner Gemeinde besonders wichtig ist, weiß er es sofort: „Besonders wichtig ist mir, den 20 ehrenamtlichen Frauen und Männern zu danken, die seit vielen Jahren im März für die Caritas-Haussammlung in unserer weit verzweigten Gemeinde am Weg sind. Gleichzeitig möchte ich Menschen ermutigen, sich auf diesen auch sehr bereichernden Weg zu machen“.

 

Seit Jahren sammelt auch er. Seine Frau ebenso. Ihre positiven Erfahrungen haben ihn dazumal motiviert, in der Pension selbst damit zu beginnen. Vor drei Jahren galt es dann auch noch die Arbeit der langjährigen Koordinatorin zu übernehmen. Die Haussammlung zu organisieren verlangt Liebe zum Detail. Nachdem das Paket mit den Materialien in die Pfarre geliefert wurde, gilt es die Spenderinformationen, die Segensbänder und die von der Pfarre gestempelten und durchnummerierten Sammellisten je nach Größe des Einzugsgebietes auf die Sammlerinnen und Sammler aufzuteilen. Sind dann auch noch die Ausweise ausgestellt, packt er alles in sein Auto und bringt die Unterlagen persönlich vorbei. „Ich rufe jede und jeden einzelnen immer frühzeitig an und frage, ob sie wieder dabei sind. Wenn Haussammlerinnen und Haussammler bereits im Herbst von sich aus sagen, du brauchsch mi gar nit anzurufen, bringsch mas oanfach vorbei, dann freut es mich sehr“, erzählt Leo  Pfurtscheller.

 

10 Prozent der Spenden für die Haussammlung bleiben in Neustift -  für Notfälle im Ort. Hier kennt man sich, hier packt man rasch an, wenn Not am Mann ist. Eine von vielen schönen Begegnungen war, als ihm ein Volksschüler 1,30 Euro von seinem ersparten Taschengeld gab. Er ist dem Beispiel seiner alleinerziehenden Mutter gefolgt, die trotz ihres geringen Einkommens etwas für andere übrig hat. Leo Pfurtscheller ist überzeugt, dass es nicht nur um den Betrag, sondern vielmehr um das „Aufeinander schauen“ geht.

 

Warum überhaupt teilen? 

Für Leo Pfurtscheller ist die Dankbarkeit, dass wir die Möglichkeit haben anderen zu helfen, ein zentraler Beweggrund, sich einzusetzen. Dazu kommt seine christliche Lebenshaltung. „Als Christen sind wir beauftragt, für die Armen da zu sein – sowohl in Tirol als auch in der ganzen Welt“, ist er überzeugt. Sein Eindruck ist, dass die Solidarität nicht nur groß, sondern auch stabil ist. Er erlebt auch die jungen Menschen sehr offen und engagiert und so kandidieren in Neustift gleich sechs Jugendliche für den Pfarrgemeinderat.

 

Wenn es um Solidarität geht, dann stecken die Neustifterinnen und Neustifter einen großen Radius. Ein Beispiel von vielen: Auf Initiative der Pfarrkoordinatorin Gabi Eller wurde etwa in der Kirchensammlung gebeten, die Buskosten nach Innsbruck zum Deutschkurs für ein paar Asylwerbende in Neustift zu unterstützen. Das Ergebnis: Ein ganzes Jahr lang konnte die Busfahrt so finanziert werden. 

 

Ein Land und seine Menschen pflegen Zusammenhalt

Im März bittet die Caritas Tirol traditionell für notleidende Menschen in Tirol. Die Haussammlung, die heuer bereits das 68. Mal durchgeführt wird, ist die wichtigste Finanzierungquelle für die rund 40 Dienstleistungen und Angebote im Inland. Über 5.000 Menschen kann dadurch jährlich in Tirol geholfen werden. Die Caritas erfüllt alle Kriterien des Spendengütesiegels und lässt sich mehrfach kontrollieren. Spenden an die Caritas sind steuerlich absetzbar.