Heute ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen

Beim Gummihüpfen kommen alle Schülerinnen und Schüler auf dem Pausenhof zusammen (Foto: Caritas Tirol).

In Armenien unterstützt die Caritas Schulen bei der Umsetzung der Inklusion von Kindern mit Behinderungen. Das Projekt wird durch die Europäische Union und die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt. Aram* und Siranush* besuchen bereits Schulen in der Nachbarschaft: Aram rechnet im Matheunterricht mit, Siranush hat mit ihren Freundinnen herausgefunden, wie sie beim Gummihüpfen eine wichtige Funktion übernehmen kann. Doch in Armenien ist ein Schulbesuch nach wie vor nicht selbstverständlich.

Inzwischen darf auch Tigranuhi in die Schule

Tigranuhi* ist 12 Jahre alt und wurde bisher nur zuhause unterrichtet. Sie ist mehrfach behindert und alle dachten der Unterricht zuhause sei besser für sie. Tigranuhi aber war dadurch isoliert, hatte kaum Freunde und Kontakt zu anderen Gleichaltrigen. Die Caritas hat es sich zur Aufgabe gemacht Kindern wie Tigranuhi ihr Recht auf Bildung in einer Regelschule gemeinsam mit anderen Kindern zu ermöglichen. 

Bei einem Hausbesuch im Rahmen des Projektes „Inklusive Schulbildung – Gleiche Chancen für alle“ stellte sich heraus, dass der Bruder des Mädchens die Schule #15 in Gjumri besucht, unweit ihrer Wohnung. „Aber weder ihre Mutter noch ihr Bruder wollten, dass Tigranuhi auf dieselbe Schule geht. Denn alle haben sich für ihre Behinderung geschämt“, so Hayarpi, die Sozialarbeiterin der Caritas Armenien, die mit Tigranuhi und ihrer Familie in regelmäßigem Kontakt steht.

Aufgrund der Beratungen im Rahmen der Hausbesuche der Caritas änderten Tigranuhi‘s Mutter und ihr Bruder Schritt für Schritt ihre Meinung. Seit September 2017 besucht Tigranuhi nun also die Schule und nimmt am Regelunterricht teil. Zusätzlich wird sie vom sogenannten „multidisziplinären Team“ betreut und erhält notwendige Unterstützungen außerhalb der Regelklasse. Tigranuhi hat auch schon Freunde gefunden, die sie sehr liebenswert aufnehmen. So sind sie immer bereit dem Mädchen zu helfen, wenn notwendig. Auch die Lehrerinnen und Lehrer haben Tigranuhi bereits ins Herz geschlossen und sind sehr zufrieden mit ihren Leistungen. Dazu Tigranuhi’s Mutter: „Ich bin froh, dass sie jetzt auch in die Schule geht, so wie ihr Bruder. Und sieh hat jetzt ihre eigenen Freunde.“

Ein Umdenken findet statt

Auch in der Schule insgesamt hat sich viel getan. Denn Inklusion funktioniert letztlich nur, wenn Alle bereit sind ihre bisherigen Sichtweisen zu verändern und Kinder mit Behinderungen genauso selbstverständlich aufzunehmen, wie Kinder ohne Behinderungen. Um dieses Umdenken zu erreichen werden im Rahmen des Caritasprojektes Schulen in einem inklusiven Schulentwicklungsprozess unter Verwendung des „Index für Inklusion“ begleitet. So wie auch Tigranuhi’s Schule. 

Bei einer Schulveranstaltung hat Tigranuhi eine Rolle übernommen und als sie anfing zu sprechen begann die Koordinatorin des Index-Teams mit großem Enthusiasmus zu applaudieren, sie hielt sofort inne und flüsterte: "Ich hätte nicht applaudieren sollen, denn bei den anderen habe ich es ja auch nicht gemacht.“  So wird Schritt für Schritt ein inklusives Umfeld geschaffen, in dem alle Kinder gleichwertig behandelt und akzeptiert werden. „Dies ist eine sehr wichtige und große Leistung für Tigranuhi, ihre Familie, die Schule und auch für uns auf dem langen Weg hin zu einer inklusiveren Gesellschaft“, sagt Hayarpi zum Abschluss und freut sich sichtlich über diesen Erfolg. 

 

*Namen geändert