Als im September 2005 die Türen des ersten Sozialmarktes in Tirol in der Adamgasse in Innsbruck geöffnet wurden, war Michaela Landauer schon dabei. Die Geschäftsführerin der ersten Stunde baute den Markt mit großem Einsatz auf, entwickelte ihn über die vergangenen Jahre weiter, erlebte Höhen und Tiefen und verabschiedet sich nun in die wohlverdiente Pension. Ihr Nachfolger ist Felix Staats.
„Der Tiroler Sozialmarkt und Michaela Landauer gehörten in den vergangenen zwei Jahrzehnten untrennbar zusammen. Ich darf ihr im Namen der Caritas für ihren tatkräftigen und außerordentlichen Einsatz über zwei Jahrzehnte und ihre erfolgreiche Arbeit danken! Ich freue mich, dass mit Felix Staats ein würdiger Nachfolger gefunden wurde“, erklärte Caritas-Direktorin Mag.a Elisabeth Rathgeb im Rahmen eines Pressegesprächs: „Er bringt Erfahrung und Engagement mit – das ist genau das, was im tiso gebraucht wird.“
Innsbrucks Vizebürgermeister Georg Willi schloss sich an: „Ich freue mich auf Felix Staats als neuen Geschäftsführer des Tiroler Sozialmarktes tiso. Er tritt in die großen Fußstapfen von Michaela Landauer, die jetzt viele Jahre großartige Auf- und Ausbauarbeit geleistet hat. Ihr gilt seitens der Stadt Innsbruck ein ganz großes ‚Danke‘. Felix Staats ist ein Menschenfreund. Er bringt umfassende Kenntnisse aus dem Lebensmittelhandel, Offenheit, Organisationstalent und den Schuss Humor mit, den man für diese Aufgabe braucht. Schließlich hat er es mit sehr bunten Menschen zu tun, die im tiso einkaufen.“
Ein waschechter Berliner
Mit Felix Staats übernimmt ein waschechter Berliner die Geschicke des tiso. Als gelernter Einzelhandelskaufmann sammelte er mehrjährige Erfahrung beim deutschen Lebensmittelhändler Edeka. Sein soziales Engagement professionalisierte Staats als Bundeswehrsoldat: Zwei Mal war er als „Blauhelm“ – der Friedenstruppe der Vereinten Nationen – im Auslandseinsatz in Mali. Die Liebe und Heirat mit seiner Frau – einer Tirolerin – brachten Staats schließlich nach Innsbruck, wo er sich für den Job im tiso bewarb: „Ich habe bei Edeka sehr oft erlebt, wie eigentlich noch gute Lebensmittel weggeschmissen wurden, weil sie kleine Schönheitsfehler hatten. Das hat mir widerstrebt. Im tiso herrscht eine ganz andere Atmosphäre als in herkömmlichen Lebensmittelläden. Die Menschen, die in den Laden kommen, kennt man. Es bleibt auch Zeit, mit ihnen zu reden, zu fragen, wie es ihnen geht und sich auszutauschen.“
Seit Beginn des Jahres wird der neue Geschäftsführer in die Geschicke des Sozialmarkts eingeführt: „Ich habe einen sehr guten Start gehabt und versuche nun das große Erbe meiner Vorgängerin Michaela Landauer mit bestem Wissen und Gewissen weiterzuführen“, erklärt Staats. Erste Neuerungen hat er auch schon geplant: „Ich würde den tiso gerne in den sozialen Netzwerken präsenter machen, um unsere Kundinnen und Kunden schnell und unkompliziert zu erreichen.“ Auch ein Relaunch der Webseite ist geplant.
Erster Sozialmarkt Tirols
Der Tiroler Sozialmarkt (tiso) wurde 2005 – als erster Markt seiner Art in Tirol – von der Caritas Tirol, der Stadt Innsbruck und der Arbeiterkammer Tirol gegründet, inzwischen sind noch die Caritas und die Stadt Trägerinnen. Personen, die eine bestimmte Einkommensgrenze nicht überschreiten, bekommen einen Berechtigungsausweis zum Einkaufen und können dann im Sozialmarkt zu günstigen Preisen Lebensmittel, Drogerieartikel und sonstige Gegenstände des täglichen Gebrauchs erwerben. In den vergangenen zwei Jahrzenten wurden mehr als 4.000 Einkaufskarten ausgestellt.
Ziele des Sozialmarkts
Seit der Eröffnung verfolgt der Sozialmarkt zwei Ziele: Zum einen geht es darum, Not zu lindern. Der tägliche Bedarf an Grundnahrungsmitteln für Menschen mit geringem Einkommen soll sichergestellt werden. Zum anderen spielt auch eine wirtschaftliche Komponente eine Rolle – Waren verwerten statt vernichten. So erhält der Sozialmarkt viele Produkte, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen, falsch etikettiert wurden, aus einer Überproduktion stammen oder kleine „Schönheitsfehler“ haben. Diese werden dann günstig an die Berechtigten verkauft. Aktuell wird der tiso von knapp 50 Firmen unterstützt. „Begonnen habe ich mit 16“, erinnert sich die scheidende Geschäftsführerin Michaela Landauer.