Wie lange noch hat Claudia Kraft?

"Ich war immer ein Stehaufmännchen. Alle Rückschläge, alle Schwierigkeiten habe ich geschafft, aber jetzt habe ich die Kraft nicht mehr. Wieso muss ich mich dauernd rechtfertigen: vor meinen Eltern, vor den Behörden, vor neugierigen Nachbarn?" Die Frage von Claudia M. klingt in mir noch lange nach.

 

Als Kind alkoholkranker Eltern ist Claudia (Namen von der Redaktion geändert) schon früh auf sich allein gestellt und lernt, selbst Verantwortung zu übernehmen. Sie beendet ihre Lehre, findet Arbeit. Sie wird mit Zwillingen schwanger. Nach zwei Wochen des Abwägens und Nachdenkens entscheidet sie sich, die beiden Kinder auf die Welt zu bringen. Weder vom Vater noch von den eigenen Eltern ist Unterstützung zu erwarten. Beider Geburt gibt es schwere Komplikationen. Ihre Tochter stirbt bei der Geburt, Sohn David überlebt. Obwohl die Geburt und der Not-Kaiserschnitt sie sehr geschwächt haben, und sie die ersten Wochen kaum die Stufen zu ihrer Wohnung im dritten Stock schafft, hält sie durch.Sie ist stark und "schupft" alles alleine: Wenn David nachts weint, wenn er krank ist, wenn die neuen Zähne schmerzen, als der Vater seine Alimente nicht zahlen will, wenn die Sorgen sie nachts plagen. "Ich hätte mir so gewünscht, dass meine Eltern einmal mit David spazieren geht. Nur ein einziges Mal", erzählt sie. Man hört an ihrer Stimme, dass ihr Wunsch nie erfüllt wurde.

 

Wie ein Stück Holz

"Seit er ein Baby war, war David in seiner Entwicklung spät dran. Als er mit zwei Jahren noch immer nur sehr wenige Worte gesprochen hat, bin ich zum Kinderarzt gegangen. Der hat mich zu einem anderen Doktor geschickt und so ging es weiter. Bald war klar: David hat Wahrnehmungsstörungen, er kann viel mit seinem Gehör und seiner Intelligenz wettmachen. Aber er wird nie ganz gesund werden", erzählt Claudia wie für sie bei dieser Nachricht "eine Welt zusammengebrochen ist". Und weiter: "Da war ich kurz davor, alles hinzuschmeißen". Nochmals nimmt sie all ihre Kraft zusammen, kümmert sich um die notwendigen Therapien für David, erträgt die Blicke auf dem Spielplatz und die Fragen der Nachbarn "wieso der Bub so komisch ist." Aber am Schlimmsten für mich ist, wenn andere ihn wie ein Stück Holz behandeln". Für "den Bua", wie sie sagt, probiert sie alles. Die Therapien helfen, aber sie kosten. "Dafür spare ich bei mir. Oder ich trenne mich von Sachen und verkaufe sie". Dennoch ist am Ende des Monats oft nichts mehr zum Essen im Kühlschrank. Obwohl sie im Sozialmarkt einkauft und sparsamst lebt.Ausflüge? Urlaub? Nein, sie bleibe gerne daheim,meint Claudia. Hier fühle sie sich wohl.

 

Mut zum Durchhalten

"Ohne Geld bisch nix", das hat sie gelernt. Letzten Dezember waren Anfang des Monats 52 Euro auf ihrem Konto. Claudia: "Jetzt geht's bergab, habe ich mir gedacht. Es war eine große Überwindung im Sozialmarkt zu fragen, was ich tun kann,weil ich nicht mehr weiter weiß. So bin ich zur Caritas gekommen. Der Sozialarbeiter hat nachgerechnet, weil er es nicht glauben konnte. 52 Euro, ich habe richtig gerechnet.Er hat mir nicht nur Geld für Lebensmittel gegeben, sondern mir auch zugehört. Und mir Mut gemacht, noch ein bisschen durchzuhalten.Vielleicht wird es ja was mit der letzten Bewerbung. Langsam, aber sicher packe ich es nicht mehr. Seit kurzem kann ich in der Nacht nicht mehr schlafen, der Rücken schmerzt und wenn ich wach bin, dann fange ich an zu grübeln". Was sie sich wünscht?Dass sie die Kraft hat, David eine Kindheit zu ermöglichen, "wo viel Liebe rüberkommt",eine Arbeit und eine Melodie der Hoffnung.

 

So hilft die Caritas

Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im Caritas Beratungszentrum in Innsbruck und in den Außenstellen in den Bezirken beraten Sie über Ihre sozialrechtlichen Ansprüche zur Existenzsicherung wie z.B. die Mindestsicherung oder die Mietzinsbeihilfe. Darüber hinaus informieren wir Sie über mögliche Gebührenbefreiungen. Gerne unterstützen wir Sie auch bei Behördengängen. Gemeinsam planen wir mit Ihnen die notwendigen Schritte aus der Krise und arbeiten dabei eng mit anderen Sozialeinrichtungen, Ämtern, Behörden und Pfarren zusammen. Falls es notwendig ist, unterstützen wir Sie auch mit einer finanziellen Überbrückungshilfe.