Tagung der Diözese Innsbruck in Zirl zur Flüchtlingshilfe mit Bischof Manfred Scheuer, Landerätin Christine Baur und Caritasdirektor Georg Schärmer (v.r.)

Tagung der Diözese Innsbruck in Zirl zur Flüchtlingshilfe mit Bischof Manfred Scheuer, Landerätin Christine Baur und Caritasdirektor Georg Schärmer (v.r.)

Und ihr habt mich aufgenommen

Viele Menschen beweisen in verschiedenen Tiroler Pfarren und Gemeinden großartige Bereitschaft Flüchtlingen zu helfen. Mit der Tagung „Und ihr habt mich aufgenommen“ wollte die Diözese Innsbruck Aktive in der Flüchtlingsarbeit stärken und Mut zu einem Engagement machen. 

Der Großteil der rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Zirler Kultur- und Veranstaltungszentrum B4, zu der auch Landesrätin Christine Baur gekommen war, engagiert sich bereits in ihrem Umfeld für AsylwerberInnen und anerkannte Flüchtlinge. Die Präsentation von laufenden Initiativen, Möglichkeiten sich zu engagieren und viel handfeste Hintergrundinformation stand daher im Mittelpunkt dieser Tagung, die von einem Team der Caritas der Diözese Innsbruck vorbereitet wurde. Thematisch ging es unter anderem um Integrationsbegleitung, Wohnraumbeschaffung, Integrationsbegleitung, Bildung, Aufbau von Freundschaftskreisen sowie die Vermittlung von Ehrenamtlichen im Zentrum des kirchlichen Engagements. In zehn Gesprächskreisen wurden die Themenbereiche je nach Informationsbedarf noch eingehender behandelt.

 

Scheuer: Es geht um die Kunst sich richtig zu ängstigen und die Botschaft der Angst zu verstehen

In seinem Grußwort betonte Bischof Manfred Scheuer, dass Ängste menschlich und wichtig seien, auch wenn manche nicht objektiv zu begründen seien. „Es geht um die Kunst sich richtig zu ängstigen und darum die Botschaft der Angst zu verstehen. Wir wollen Angst in Begegnung und Behutsamkeit verwandeln“, sieht er die Aufgabe der Kirche darin Zeichen und Werkzeug für die Begegnung von Menschen und für die Begegnung mit Gott zu sein. 

Wichtig sei schließlich der persönliche Kontakt mit Asylwerbern. Scheuer: „Dadurch wird die Erkenntnis möglich, dass ‚Flüchtlinge Menschen sind wie wir‘. Wenn wir einander begegnen, hat das Konsequenzen: Es verändert zunächst mich selbst und natürlich auch das Umfeld in meinem Leben. Und es wird uns klar, dass wir Menschen begegnen, Menschen ihren konkreten Erlebnissen, Schicksalen, Lebensgeschichten und Hoffnungen.“

 

Dank auch an politisch Verantwortliche, welche die Bevölkerung nicht verängstigen

Scheuer würdigte Einsatz der Menschen in der Flüchtlingsarbeit: „Ich möchte ausdrücklich all jenen danken, die bereits ein Zeichen der Mitmenschlichkeit gesetzt haben – die mit Sachspenden geholfen haben, die ihre Zeit für Menschen in Not aufgewandt oder Wohnraum zur Verfügung gestellt haben. Ich danke allen, die sich in den letzten Wochen und Monaten in die Flüchtlingsarbeit eingebracht haben. Ich danke den politisch Verantwortlichen für ihre Bereitschaft, in unserem Land Menschen aufzunehmen und dafür, dass sie die einheimische Bevölkerung nicht verängstigt und die Flüchtlinge nicht durch schlechte Behandlung von unserem Land ferngehalten hat. Mein Dank gilt allen, die als Einzelne, in Pfarrgemeinden oder in Initiativen bei der Aufnahme von Flüchtlingen geholfen haben.“

 

Lagebericht über Syrien berührt zutiefst

Wie katastrophal die Lage in Syrien nach vier Jahren Bürgerkrieg ist, zeichnete Caritas Nahost-Koordinator Stefan Maier nach: 250.000 Tote durch Kampfhandlungen und Attentate und noch einmal so viele indirekt Betroffene. Die völlig zerstörte Gesundheitsversorgung, fehlende Medikamente gefährdet vor allem chronisch Kranke. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist seit Beginn des Bürgerkrieges um 20 Jahre von 76 auf 56 Jahre gesunken. Dazu kommen unversorgte Waisen, Witwen und Traumatisierungen. Nur ein Bruchteil von ihnen hat Schutz in Europa gesucht bzw. ist also aktuell auf der Flucht. Maier unterstrich die große Bedeutung der Hilfe vor Ort.

 

Ehrenamt und Bildung in der Flüchtlingsarbeit

Helmuth Schöpf, Regionalleiter West der Tiroler Sozialen Dienste, beschrieb die Aufgaben, die gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen in der Betreuung der aktuell 4324 Asylwerberinnen und Asylwerber in Tirol und wie interessierte Ehrenamtliche sich einbringen können. 

Seelsorgeamtsleiterin Elisabeth Rathgeb umriss die Bildungsangebote der Diözese. Ende Oktober startet im Haus der Begegnung in Innsbruck für Ehrenamtliche der Fortbildungslehrgang „Flüchtlingen helfen“. Lehrgänge in Osttirol und im Unterland folgen. Darüber hinaus kommen diözesane ReferentInnen auf Wunsch in Gemeinden und Pfarren. Aufmerksam machte Rathgeber auf die Hilfe für Integration in den unzähligen Eltern-Kind-Gruppen sowie auf das regelmäßige Gebet für und mit syrischen Flüchtlingen jeweils Freitag um 18 Uhr in der Kapuzinerkirche in Innsbruck. 

 

Schärmer: Im Bereich Wohnraumbeschaffung ist noch viel Hirnschmalz gefragt

Caritasdirektor Georg Schärmer erläuterte die Flüchtlingsarbeit der Caritas Tirol und ließ nicht unerwähnt, dass Tirol schon seit vielen Jahren Hilfe in Krisengebieten wie Mali und Burkino Faso leistet und damit rund 120.000 Menschen eine Grundversorgung erhielten. Für Schärmer ist für Tirol vor allem im Bereich Wohnraumbeschaffung „noch viel Hirnschmalz“ gefragt: „Um anerkannte Flüchtlinge, die Flüchtlingsheime spätestens nach vier Monaten verlassen müssen, unterzubringen, braucht es eventuell auch Übergangswohnheime“. Für etwaige größere Ankünfte wie in Salzburg habe die Caritas Hilfsmittellager gefüllt und sei auf größere Verteilungen vorbereitet. Interessierte Ehrenamtliche können sich im Freiwilligenzentrum unter der Hotline 0512/7270-35 melden.

 

Neue Broschüre der Caritas der Diözese Innsbruck bietet Überblick in der Flüchtlingsarbeit

Neben der Bildungsarbeit engagieren sich Diözese und Caritas in der Wohnraumbeschaffung und Integrationsbegleitung von Asylberechtigten und hat einen neuen Leitfaden für die Gründung von Freundeskreise für Flüchtlinge ausgearbeitet. Einen kompakten Überblick über die Flüchtlingshilfe in Tirol gibt die neue 40-seitige Broschüre der Diözese „Ich war fremd und ihr habt ich aufgenommen“. Bestellungen für beide Unterlagen unter fluechtlingshilfe.caritas@dibk.at

 

Das gesamte Grußwort von Bischof Manfred Scheuer lesen Sie unter http://dioezesefiles.x4content.com/page-downloads/asyl2015.pdf

 

Fakten und Infos zum Thema Flucht

Wie gründe ich einen Freundeskreis?

Fotogalerie zur Tagung Flüchtlingshilfe

Tagung der Diözese Innsbruck in Zirl zur Flüchtlingshilfe mit Bischof Manfred Scheuer, Landerätin Christine Baur und Caritasdirektor Georg Schärmer (v.r.)

Caritas Nahost-Koordinator Stefan Maier berichete über die katastrophal die Lage in Syrien nach vier Jahren Bürgerkrieg.

Markus Köck (Finanzkammerdirektor), Elisabeth Rathgeb (Seelsorgeamtsleiterin) und Georg Schärmer (Caritasdirektor) über das Engagement der Diözese Innsbruck.

Helmuth Schöpf (Regionalleiter West der Tiroler Sozialen Dienste) über die gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen in der Betreuung von Asylwerber/innen.

In Arbeitskreisen wurde engagiert diskutiert und die vielen Facetten der Flüchtlingsarbeit kompetent beleuchtet.

Die Cellistin Gerlinde Singer begleitet die Tagung musikalisch.

Im Anschluss gab es noch ein original nepalesisches Mittagsessen von http://www.himchuli.at/