Feierliche Eröffnung der Ausstellung "Wir essen die Welt"

Josef Hausberger (ATM), Bischof Hermann Glettler, Stadträtin Elisabeth Mayr, LH-Stellvertreterin Ingrid Felipe, LK-Vizepräsidentin Helga Brunschmid und Caritasdirektor Georg Schärmer eröffneten die Ausstellung (Foto: Caritas Palfrader).

 

„Wir entscheiden jeden Tag aufs Neue, was auf den Teller kommt. Dabei sollten wir täglich daran denken, dass wir mit jeder Mahlzeit die Welt mitgestalten. Ob wir das nun wollen oder nicht“, mit diesen Worten begrüßte Caritasdirektor Georg Schärmer bei der gestrigen Eröffnung der Erlebnisausstellung „Wir essen die Welt“  die zahlreich erschienenen Gäste und genau diesem Gedanken folgend greift die Ausstellung folgende Fragen auf: Woher kommt unser Essen? Woraus besteht unser Essen?  Wie und von wem wird unser Essen produziert? Was bleibt übrig? Wie verändert unser Essen uns selbst, unser Zusammenleben und die Schöpfung?

Die feierliche Eröffnung unter dem Titel „aufgetischt“ fand mit einer inszenierten Weltreise und einem Buffet für Körper und Geist in der Stadtbibliothek statt. Dort ist die Ausstellung bis 16. Juli am Montag von 14-19 Uhr, Dienstag-Freitag 10-19 Uhr und Samstag von 10-17 Uhr zu sehen. Die Caritas der Diözese Innsbruck führt sie in Kooperation mit der Stadt Innsbruck, der Landwirtschaftskammer Tirol, der Abfallwirtschaft Tirol Mitte und mit Unterstützung vom Land Tirol durch. 

Veränderung bewirken
Mit dem Rundreise-Ticket können Kinder in fünf Ländern (Ecuador, Brasilien, Äthiopien, Burkina Faso und Bangladesch) besucht werden. Sie erzählen von ihrem Essen und woher es kommt. Die Besucher/innen erfahren, welche für uns wichtigen Produkte aus diesen Ländern stammen, wie und von wem sie produziert wurden und wie gesund sie für uns und unsere Umwelt sind. „Wenn wir wahrhaft die Kosten benennen würden, könnten wir viele Ungerechtigkeiten beseitigen und viele Menschen dort ernähren, wo die Lebensmittel produziert werden. Zusätzlich würde das beispielweise auch den Transitverkehr reduzieren. Die Ausstellung ist ein wesentlicher Beitrag dafür, dass wir erkennen, dass wir mit unserem Konsumverhalten die Welt verändern können“, so LH-Stellvertreterin Ingrid Felipe. Die Ausstellung folgt den Lebensmitteln auf ihrem Weg bis auf den Teller der Konsumenten. Dabei wird altes Wissen, das nicht verloren werden darf entdeckt und die Besucher/innen begegnen Menschen, die bereits jetzt Alternativen entwickeln und leben. „Würden wir überlegter einkaufen, könnte Lebensmittelverschwendung vermieden und zugleich die heimische Landwirtschaft gestärkt werden. Ich hoffe, dass diese Ausstellung zum Nachdenken anregt, Denkanstöße gibt und die Besucher danach bewusstere Kaufentscheidungen treffen, denn: Jedes von unseren Bäuerinnen und Bauern produzierte Lebensmittel erhält Arbeitsplätze, sichert unseren Lebensraum, pflegt Infrastruktur und ist weit mehr, als ‚nur‘ ein Produkt in der Packung. Das muss uns wieder bewusst werden“, appelliert LK-Vizepräsidentin Helga Brunschmid

Internationale Zusammenhänge
Spätestens dem zweiten Blick auf den Teller oder in den Einkaufskorb bleibt nicht verborgen, dass die Kette der Ursachen für die Lebenssituation vieler Menschen in Afrika nicht am Mittelmeer endet, sondern auch viel zu tun hat mit dem Leben, Wirtschaften und Konsumieren bei uns in Europa. Diese Zusammenhänge beschäftigen bei der Ausstellung. „Die Ausstellung mit ihrem unverschnörkelten und übersichtlichen Design führt die unheilvolle Verstricktheit unserer globalisierten Welt vor Augen. Ganz entscheidend ist der letzte Teil des Parcours, in dem viele positive Ansätze und Initiativen aus Tirol gezeigt werden. Das lädt ein, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen, respektvoller mit Nahrungsmitteln umzugehen und letztlich auch dankbarer zu leben. Denn nur auf einem achtsamen Leben liegt der Segen Gottes“, unterstreicht Bischof Hermann Glettler

Lösungsansätze
Zahlreiche Zeugnisse von engagierten Menschen, Initiativen und Projekten zeigen, wie breit gefächert die Handlungsfelder sind. Vom Produzieren über das Aufbereiten bis zum Konsumieren oder Verwerten der Nahrungsmittel gibt es viel Gestaltungsraum, sorgsam und solidarisch mit dem Geschenk der Erde umzugehen. Sinnlich und konkret regt die Ausstellung an, die eigenen Verhaltensweisen zu überprüfen und macht Lust aufs Mitwirken, bei einer Gesellschaft geprägt von Achtung und Solidarität für Menschen und Schöpfung. „Die Ausstellung macht uns bewusst, wie sehr unsere tagtäglichen Entscheidungen das Leben von Menschen, sogar auf anderen Erdteilen, beeinflussen. Die Forderung, genau hinzuschauen und darüber nachzudenken, welche Systeme – ob nun wirtschaftliche oder politische – wir durch unsere ‚Essens‘wahl unterstützen, sollten wir ernst nehmen. So können wir in unserem Alltag einen positiven Beitrag leisten und für mehr Gerechtigkeit und Fairness sorgen: Löffel für Löffel, Mahlzeit für Mahlzeit“, erläutert Stadträtin Elisabeth Mayr

Auch über die Erlebnisausstellung hinaus wird durch ein vielfältiges Rahmenprogramm und engagiertes Vernetzen von Akteuren zum Nachdenken und Mitgestalten eines solidarischen, nachhaltigen und genussvollen Ernährungssystems angeregt. Allein im Auftakt-Monat werden unter anderem am 10. März ein „Globo Dinner. Vollwertkost für Leib und Seele“, vom 16. bis 18. März „Hunger.Macht.Profite.10 – Filmtage zum Recht auf Nahrung“, am 21. März eine Führung durch die Ausstellung „Für Familien mit Kindern ab acht Jahren“, am 23. März „restlos glücklich! Von Foodsharing, krummen Kartoffeln und Restlküche“ oder am 28. März eine Innsbrucker Radtour „Unser Essen in unseren Händen – einst und jetzt: Eine gemeinsame Spurensuche“ angeboten. 

Warum?
Jeden Tag sterben tausende Menschen an den Folgen von Dürreperioden, Missernten, Hunger und Krankheiten - darunter viele Kinder. Auf der anderen Seite landen in Österreich 756.000 Tonnen Lebensmittel jährlich im Müll. „Rund ein Viertel der gekauften Lebensmittel wird weggeworfen. Das ist nicht nur moralisch höchst bedenklich, sondern schadet auch der Umwelt. Umsichtig einkaufen, richtig lagern oder das ‚Ablaufdatum‘ korrekt interpretieren: Mit vermeintlichen Kleinigkeiten können wir alle einen wertvollen Beitrag zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen leisten“, betont Josef Hausberger von der Abfallwirtschaft Tirol Mitte. Um einen Schritt in diese Richtung zu gehen lädt die Erlebnisausstellung „Wir essen die Welt“ alle Interessierten zu einer Weltreise auf den Spuren unserer Lebensmittel ein - entdecke, wo dein Essen herkommt, woraus es besteht und wie es hergestellt wird. Denn die Sorge um das Essen verbindet.

Aufgrund des Coronavirus ist die Ausstellung derzeit geschlossen. 

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