Tag des Heiligen Alexius am 17. Juli

Der Heilige Alexius ist der Patron der Pilger, Bettler, Vagabunden und Kranken und ist seit einem schweren Erdbeben am Alexiustag, dem 17. Juli 1670, der zweite Schutzpatron von Innsbruck. Bischof Hermann Glettler feierte in Gedanken an ihn und jene Menschen, denen die Stiege des Lebens zu steil geworden ist, einen sehr berührenden Gottesdienst im Dom zu St. Jakob (Foto: Caritas Gutleben).

 

Hier ein kurzer Auszug aus der Predigt:

 

„Mensch Gottes“ in Zeiten der Erschütterung: Wir begehen den Festtag eines interessanten Heiligen, der uns gerade im Corona-Jahr 2020 viel zu sagen hat.


1. Ein Heiliger der Verbundenheit
In der Akutphase der Corona-Krise haben wir eine erstaunliche Verbundenheit der Menschen erlebt. War es nicht überraschend, dass wir alle das Zeug zu einer ungekünstelten Freundlichkeit haben? Vielfältige Zeichen der Zusammengehörigkeit waren plötzlich selbstverständlich – Menschen, die sich sonst kaum um ihre Nachbarn kümmern, haben plötzlich nachgefragt oder sich Sorgen gemacht, wie es jenen wohl gehen mag, die keine eigene Wohnung haben, um sich zurückzuziehen. Möglicherweise braucht es solche erschütternden Ereignisse, damit wir merken, wie sehr wir einander brauchen und auch voneinander abhängig sind.

Alexius ist auch ein Heiliger, der nicht nur in unserer katholischen Kirche seit Jahrhunderten verehrt wird, sondern uns auch mit der syrischen Kirche und der gesamten Orthodoxie verbindet, in der der Hl. Alexius als „Mensch Gottes“ verehrt wird. Die Art seines Lebens und Betens hatte geheimnisvoller Weise eine nachhaltige „Wirkung“ in der Ost- und Westkirche.


2. Ein Heiliger der Erschütterung
Alexius, Sohn des römischen Senators Euphemius verließ nach seiner Hochzeit die Eltern und seine angetraute Frau und floh nach Edessa, wo er gemäß der Legende aus dem 10. Jahrhundert 17 Jahre lang als Bettler vor einer Kirche gelebt habe. Als dem Küster durch eine göttliche Eingebung kund wurde, dass dieser Bettler ein heiliger Mann sei, veranlasste er dessen Verehrung. Aber Alexius floh über See und wurde durch einen Sturm nach Rom zurückverschlagen, wo sein Vater den als Pilger Bettelnden nicht erkannte, aber in sein Haus aufnahm. Wiederum 17 Jahre lang lebte Alexius unter der Treppe des Elternhauses, dem Spott des Gesindes ausgesetzt. Erst als er starb, gab er sich durch ein Schreiben zu erkennen. Wir wissen nicht, wie unser Leben am besten und schönsten „wirksam“ wird für die anderen.

Der Hl. Alexius wird auf fast allen Bildern mit der Stiege dargestellt, unter der er unerkannt von seiner eigenen Familie sein restliches Leben verbracht hat. Die Stiege ist ein starkes Symbol für das „Auf und Ab“ im Leben, für die Phasen, wo es bergauf geht und für die Zeiten der Enttäuschung und der Verluste, wo es hinunter geht. Auf der Leiter der Anerkennung und des Ansehens gibt es ein Hinaufkommen und Abstürze, dasselbe gilt für die Karriereleiter im Beruflichen. Hinauf und Hinunter – das macht unser Leben aus, verbunden mit vielen positiven Emotionen und Enttäuschungen. Der Hl. Alexius hat das „ganz unten“ am eigenen Leib erfahren. Damit ist er für uns eine glaubwürdige Leitfigur. Nur wer selbst, ein wenig verspürt und leibhaftig verkostet hat, was es bedeutet, ausgestoßen und verachtet zu sein, wird erspüren können, wie es Menschen geht, die dies durchmachen. Jesus selbst hat die Treppe von ganz oben nach ganz unten beschritten, um uns aufzurichten. Erschütterungen und Abstürze können uns allen passieren.


3. Alexius ein „Mensch Gottes“
In der Ostkirche wird Alexius als „Mensch Gottes“ bezeichnet – wunderschöne Ikonen zeugen davon. Eine wunderschöne Bezeichnung, in der ein großes Trostpotential für unsere Zeit liegt. Offensichtlich kommt es in der Beurteilung durch den Blick Gottes nicht auf unsere Leistungen an, auf das, was wir vorzuweisen haben – und stolz als unseren Verdienst oder unseren Besitz vorweisen können. Vielleicht manchmal ganz im Gegenteil: Ein Armer, ein Leidender, ein Verspotteter, ein Verkannter, ein Fremder, ein Nichts-Nütziger, ein Abschaum der Gesellschaft – wird zum Verbindungsmann mit Gott. Wer um seine Armut weiß und niemandem etwas vorgaukelt, kann befreiend wirken. Was sonst ist ein Heiliger, als jemand, der eine lebendige Verbindung herstellt – zwischen Erde und Himmel. Das ist unsere Berufung als diejenigen, die zu Jesus Christus gehören.

Jeder Mensch ist „systemrelevant“, jeder Mensch, ob gesund oder krank, leistungsstark oder mit eigenen Sorgen belastet, hat dieselbe Würde. In unserer, Gott sei Dank, wohlhabenden Stadt Innsbruck feiern wir heute ein Fest – und danken für den Stadtpatron Alexius, der uns Leitfigur und Fürsprecher ist, um niemanden zu übersehen – denn wir wissen, dass es viele gibt, die mit physischer und psychischer Not zu kämpfen haben. Aber es gibt auch viele, die ihr Herz offen halten.