Wie demenzfreundlich ist Innsbruck

Die vor einem Jahr gegründete „Plattform für eine demenzfreundliche Stadt Innsbruck" hat es sich zum Ziel gesetzt, Demenz als eine normale Erkrankung in der Öffentlichkeit zu verankern und den Bedürfnissen der Betroffenen bzw. ihrer betreuenden Angehörigen eine Stimme zu verleihen. Jede Organisation bringt ihre Fachexpertise mit ein und schafft so ein dichtmaschiges Netz an Information, Beratung, mobiler bzw. stationärer Betreuung, ehrenamtlicher Entlastung und Gesprächs- und Austauschmöglichkeiten. 

 

Im Vorfeld des Weltalzheimertages am 21. September präsentierten die Mitglieder der Plattform (Innsbrucker Soziale Dienste, Volkshilfe, Stiftung Nothburgaheim, Pater Wolfgang Dolzer als pflegender Angehöriger und Caritas Tirol) ihre Vorschläge. 

 

  • Eine langfristige finanzielle Absicherung der „Angehörigenarbeit“ in Form von Demenzberatung, Angehörigencafé Demenz und Schulungsangebote für Angehörige von Menschen mit Demenz (EduKation® Demenz) 
  • Sicherstellung der Finanzierung von Fort- und Weiterbildungen für Fachpersonal in der Betreuung und Pflege zum Thema Demenz 
  • msetzung der erarbeiteten Maßnahmen gemäß dem von der Stadt Innsbruck in Auftrag gegeben Innsbrucker Vorsorgeplans 2012-2022 unter Einbeziehung und Nutzung bestehender Strukturen in Zusammenarbeit mit der Plattform für eine demenzfreundliche Stadt Innsbruck 
  • Ausbildung und Koordination von ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen für die Begleitung und Betreuung von Menschen mit Demenz 
  • Eine Koordinationsstelle zum Thema Demenz im Land Tirol 
  • Ein Demenz-Servicezentrum in jeder Bezirkshauptstadt Tirols (in Anlehnung an das Demenz-Servicezentrum der Caritas der Diözese Innsbruck) 

 

Aktion „Lassen Sie sich den Weltalzheimertag schmecken?“
Am Weltalzheimertag verteilt die „Plattform für eine demenzfreundliche Stadt Innsbruck" an Bus- und Straßenbahnhaltestellen in Innsbruck Kipferl an Passantinnen und Passanten. Mit dem Slogan „Lassen Sie sich den Weltalzheimertag schmecken“ soll Irritation geweckt werden und sensibilisiert werden. Menschen mit Demenz sind nach außen hin, zumindest in den ersten Phasen, nicht oder nur schwer zu erkennen. Sie fallen durch ihr Verhalten auf. Sie sind Teil des öffentlichen Lebens, fahren mit dem Bus, gehen einkaufen, machen eine Besorgung in der Apotheke oder in der Bank. 

 

Die „Plattform für eine demenzfreundliche Stadt Innsbruck" bedankt sich bei den Innsbrucker Verkehrsbetrieben und der Firma Baguette für die Unterstützung der Aktion. 

 

Was ist Demenz? 
Demenz ist die Folge einer meist fortschreitenden, chronischen Erkrankung des Gehirns. Sie betrifft das Denken, die Orientierung, die Auffassung, das Rechnen, die Lernfähigkeit und das Urteilsvermögen. Das Bewusstsein ist nicht getrübt. Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet. (Vgl. 1. Österreichischer Demenzbericht, 2009, S. 3). 

 

Am Beginn der Erkrankung stehen oft zeitliche und räumliche Desorientierungen, Termine und Fahrscheine werden vergessen, Wege schwer gefunden, Schlüssel und Geldtaschen gehen verloren. Das Verwalten des eigenen Geldes wird schwieriger. Für die Betroffenen eine sehr beunruhigende Entwicklung, die sie selber spüren. Diese meist beschämenden Fehlleistungen werden so gut es geht verborgen. Menschen mit Demenz wollen und dürfen ihre Selbstbestimmung wahren. Dazu brauchen sie vermehrt Unterstützung einer verständnisvollen Umgebung. 

 

Demenzerkrankte in Tirol 2012 – 2050 
Aktuell sind rund 10.000 Menschen in Tirol an Demenz erkrankt. Tendenz steigend. In der Stadt Innsbruck leben derzeit geschätzte 1.855 Menschen mit Demenz. Für das Jahr 2022 wird diese Zahl bereits auf geschätzte 2.226 Betroffene ansteigen (vgl. Strukturplan Pflege 2012-2015 des Landes Tirol, S. 33).

-> Weiterlesen. Reportage "Wer bisch jetzt du?"

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