Caritas Tirol startet die Osteuropa-Sammlung

Projektreferentin Elisabeth Haun und Caritasdirektor Georg Schärmer stellten die Kampagne vor (Foto: Caritas Tirol).

 

Vor 30 Jahren bebte die Erde
Um 11.41 Uhr am 7. Dezember 1988 blieb die Turmuhr von Leninakan (heute Gyumri) stehen. Die Zeiger hielten den Beginn einer Katastrophe fest. „Das Erdbeben verwüstete Gyumri, forderte nach letzten Schätzungen bis zu 100.000 Todesopfer und machte sehr viele Menschen obdachlos - und das mitten im Winter, als es bitterkalt war“, hob Projektreferentin Elisabeth Haun bei der heutigen Pressekonferenz zum Start der Caritas Kinderkampagne die Dimension der Naturkatastrophe hervor. Erdstöße bis zur Stärke neun der zwölfteiligen Mercalli-Skala registrierten sowjetische Experten. Noch heute, genau 30 Jahre später, leben 2.000 Familien in Übergangsbehausungen. „Die Hoffnung, dass sich ihre Wohnsituation doch noch verbessert, haben die meisten Container-Bewohner/innen schon lange aufgegeben, obwohl viele Familien in den letzten Jahren aus den Notunterkünften umgesiedelt werden konnten“, so Haun. 

Die Caritas Tirol Auslandshilfe engagiert sich seit Jahren in Armenien mit unterschiedlichen Initiativen und unterstützt diese Menschen im Projekt „Warmer Winter“. 

Warmer Winter für Kinder und alte Menschen
Bei Temperaturen von -30°C und stets steigenden Kosten für Öl, Gas und Holz ist es für viele Menschen nicht möglich, sich ihr Zuhause ausreichend aufzuheizen. Diese Situation ist für Kinder und alte, alleinstehende Menschen besonders prekär, da sie, geschwächt durch Kälte und Unterernährung, leicht krank werden. In ihrer Not verbrennen sie oft Abfall, was wiederum durch giftige Rauchgasbildung zur weiteren Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes beiträgt. Das Projekt "Warmer Winter" bietet besonders gefährdeten Kindern und alten Menschen einen Heizkostenzuschuss, um ihnen durch den Winter zu helfen. 540 Kinder und 440 Familienmitglieder in 220 Familien profitieren vom Heizkostenzuschuss der Caritas. Auch weitere Projekte in Armenien unterstützen vor allem Kinder. 

„Kleine-Prinz“-Zentren und Haus Sabine
Die Caritas hilft dort, wo das staatliche Sicherheitsnetz durchlässig ist. Deshalb unterstützt die Caritas Kinder und ihre Familien mit Heizkostenzuschüssen, einer besseren Ernährung bis hin zur mehr Bildungschancen.

Die "Kleine Prinz"-Zentren wurden ins Leben gerufen, um benachteiligten Kindern und Jugendlichen Wege in ein besseres Leben zu zeigen. Psycholog/innen und Sozialarbeiter/innen betreuen die rund 230 Kinder und Jugendlichen in Problemsituationen. Sport, Spaß, ein Hygienebewusstsein und das Vermitteln einer gesunden Ernährung sind wichtige Inhalte. Die Zentren bieten den Kindern Orientierung und Alltagskompetenzen, den Jugendlichen und Erwachsenen Fachwissen, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Die Kinder und Jugendlichen werden in öffentliche Aktivitäten eingebunden und ermutigt, selbst Initiativen im Gemeinwesen zu ergreifen. „Die größten Hebel in der Armutsbekämpfung liegen in der Bildung“, verwies Caritasdirektor Georg Schärmer auf die Bedeutung der Kinder- und Jugendzentren in Armenien. 

Für jene Kinder, die nicht in ihrer Familie leben können, wurde zusätzlich zu den familienentlastenden Tageszentren eine Kinder- und Jugendwohngemeinschaft in Vanadzor eröffnet. 

In der ärmsten Region Armeniens in Schirak können zudem 270 Kinder in vier Kindergärten mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung versorgt werden.  Diese ist Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung, Ausbildung und Zukunftschancen.

Wir ist größer als Ich
Mit knurrendem Magen zur Schule zu gehen, im Winter mit dicken Pullovern im ungeheizten Container zu spielen oder bei Kerzenlicht die Hausaufgaben machen zu müssen – so fühlt sich Armut für Kinder in Armenien an. Kinder, die ohne Wasser, Stromanschluss oder Sanitäreinrichtungen leben. Nicht selten übernehmen die Älteren den Haushalt, kochen, waschen und kümmern sich um die kleineren Geschwister. Ihre Eltern wissen oft nicht, wie sie die Familie über die Runden bringen sollen. Viele müssen auf der Suche nach Arbeit das Land verlassen. Die Kinder bleiben dann in der Obhut der Großeltern oder bei Verwandten. Ohne regelmäßiges Einkommen und ohne staatliche Unterstützung sehen manche Eltern keinen anderen Ausweg, als ihre Kinder wegzugeben. Gemeinsam wollen wir Kindern wieder Halt und Hoffnung geben. „Es freut mich, dass Tirol immer wieder ein verbindlicher Brückenkopf der internationalen Solidarität ist“,  hält Caritasdirektor Georg Schärmer abschließend fest. 

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