LeserInnenreise des "Tiroler Sonntag" nach Armenien

Gemeinsam mit Bischof Manfred Scheuer besuchten die LeserInnen des "Tiroler Sonntag" die Kaukasus-Republik Armenien. Einer der Höhepunkte der Kulturreise war der Besuch der Region Tashir, wo sich die Caritas Tirol gemeinsam mit lokalen Partnern in sozialen Projekten engagiert. (Ein Bericht von Michael Gstaltmeyr)

Insgesamt eine Woche lang durchquerte die 24-köpfige Gruppe das am Übergang zwischen Kleinasien und Transkaukasien liegende Armenien. Auch wenn das Land geografisch in Vorderasien liegt, so gehört es doch kulturell und ethnisch zu Europa. Das Land leidet heute noch schwer unter den Nachwirkungen rund 70jähriger sowjetischer Herrschaft und des schweren Erdbebens 1988. Nur mühsam gelingt ein Wiederaufbau. Schon im 3. Jahrhundert hat das Christentum hier Fuß gefasst. Bis heute hat das armenische Volk trotz zahlreicher Verfolgungen den christlichen Glauben bewahrt und sich als älteste selbständige Kirche behauptet. Diese Eigenständigkeit Armeniens zeigt sich auch in der Kunst und Architektur, die in zahlreichen Kirchen und Klöstern zum Ausdruck kommt.

Engagement der Caritas Tirol in der Region Tashir
Die Armenien-Rundreise führte die Gruppe auch in die Region Tashir. In diesem Teil Armeniens, der überwiegend armenisch-katholisch ist, engagiert sich Caritas Tirol mit ihren Partnern in mehreren gemeinsamen Projekten. Auch die LeserInnen des Tiroler Sonntags unterstützen seit einem Jahr die Armenien-Hilfe mit Spenden.

Einen  bleibenden Eindruck hinterließ der Besuch einer Tageseinrichtung der Caritas für rund 60 ältere Menschen. Diese werden dort medizinisch versorgt und betreut. Geheizte Räume im Winter und das tägliche Mittagessen sichern das Überleben. Der Besuch aus Tirol begeisterte auch die alten Menschen, die mit Liedern, Gedichten und Tänzen der Tiroler Gruppe Einblicken in ihre Traditionen und in die Volkskultur gewährten. Die Lebensfreude von vieler dieser alten Menschen war ansteckend und so wurde bald gemeinsam getanzt und gesungen. Caritasbischof Scheuer zeigte sich beeindruckt und dankte den Caritas-Mitarbeitern für ihr großes Engagement unter schwierigen Bedingungen.

In einem gemeinsamen Gottesdienst mit dem Ortspfarrer P. Josef Grigor in der Hauskapelle eines neu gegründeten Schülerhortes weihte Bischof Manfred Scheuer eine Grassmayr-Glocke. Dieses Geschenk des Stiftes Wilten wird in wenigen Monaten die Menschen in der derzeit im Bau befindlichen Kirche zum Gottesdienst rufen. 

Treffen mit dem Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche
Zu einem Treffen kam es in der ehemaligen Hauptstadt und dem heute religiösen Zentrum des armenischen Volkes, Etschmiadzin, zwischen dem Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche, dem Katholikos Karekin II. und Bischof Manfred Scheuer. Nach der Mitfeier des Sonntagsgottesdienstes im armenisch-apostolischen Ritus wurde die Gruppe um den Bischof in den Privaträumen des Katholikos-Patriarchen empfangen. "Wien hat in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt", verwies der Katholikos in der sehr persönlichen Begegnung aus sein Theologiestudium in Wien.

Daten & Fakten

"Armenien im 20. Jahrhundert"
Am 24. April 1915 veranlasste die 1908 an die Macht gekommene und nationalistisch orientierte jungtürkische Bewegung die Verhaftung und Deportation armenischer Intellektueller in Istanbul und leitete damit einen Völkermord an den Armeniern ein. Rund eine Million Mneschen kam dabei ums Leben.

Von 1918 bis 1920 existierte die unabhängige Demokratische Republik Armenien, die sich der Entente gegen die Mittelmächte anschloss. Der Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920, einer der Pariser Vorortverträge, die den Ersten Weltkrieg beendeten, sah die Unabhängigkeit Armeniens vor. Der Vertrag trat nie in Kraft, da ihn nicht alle Vertragsstaaten ratifizierten. Infolge des Griechisch-Türkischen Krieges (1919–1922) wurde der Vertrag von Sèvres im Vertrag von Lausanne zugunsten der Türkei revidiert. Zwischen den Siegern des Ersten Weltkriegs und General Kemal Atatürk wurde am 24. Juli 1923 der sogenannte Orientfrieden besiegelt. Er sicherte der modernen Türkei die internationale Anerkennung.
1920 teilten die Türkei und Sowjetrussland Armenien unter sich auf und fixierten dies im Vertrag von Kars vom 23. Oktober 1921. Nach der Gründung der UdSSR im Jahr 1922 wurde Ostarmenien ein Teil der Transkaukasischen Sozialistischen Föderalen Sowjetrepublik.

1936 wurde Ostarmenien eine eigenständige Unionsrepublik der Sowjetunion, die Armenische Sozialistische Sowjetrepublik (Armenische SSR). Sie entwickelte sich zu einem wichtigen Standort der chemischen Industrie, der Schuhindustrie und der Informatik. Viele elektronische Bauteile für die sowjetische Raumfahrt und auch Roboter wurden hier entwickelt. In der Sowjetunion war die Armenische SSR unter anderem wegen des warmen Klimas ein beliebtes Reiseziel.

Die Armenische SSR war seit dem Ende der 1980er Jahre neben der Estnischen SSR, der Lettischen SSR, der Litauischen SSR und der Georgischen SSR ein Zentrum der separatistischen Bewegungen innerhalb der UdSSR. Zu dieser Zeit flammte auch der Konflikt um Bergkarabach, ein mehrheitlich armenisch besiedeltes Gebiet innerhalb der Aserbaidschanischen SSR, wieder auf.

Am 7. Dezember 1988 erschütterte ein schweres Erdbeben die Region Lori im Norden der Armenischen SSR, das den Wert 6,8 auf der Richterskala erreichte. Viele Gebäude, insbesondere Schulen und Krankenhäuser, hielten dem Erdbeben nicht stand, rund 50.000 Menschen starben. Hinzu kamen die winterlichen Temperaturen und die äußerst mangelhafte Vorbereitung der Behörden. Die Regierung ließ ausländische Helfer ins Land. Dies war der erste Fall, in dem die Sowjetunion ausländische Hilfe in größerem Ausmaß annahm. Österreich engagierte sich mit dem Bau eines Heimes für Behinderte. Die damals entstandenen schweren Schäden an der Infrastruktur hemmen die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region bis in die heute.
Im August 1991 benannte sich die Armenische SSR in Anlehnung an die erste Republik in Republik Armenien um. Nach der Unabhängigkeitserklärung am 21. September 1991 entstand das heutige Armenien. Der westliche, weitaus größte Teil des historischen Siedlungsgebietes der Armenier blieb unter türkischer Herrschaft.

Diaspora
Weniger als ein Drittel der rund zehn Millionen ethnischen Armenier auf der Welt lebt in der Republik Armenien. Seit Jahrhunderten gibt es armenische Gemeinschaften im Iran und in Georgien, seit dem Völkermord an den Armeniern gibt es traditionelle Gemeinschaften im Libanon, Frankreich und den Vereinigten Staaten. Die Zahl der in der Bundesrepublik lebenden Armenier liegt bei 35.000 bis 40.000. Seit 2000 besitzt die Diaspora in Russland, vor allem in Moskau und St. Petersburg, die größte Bedeutung. Die Überweisungen an Verwandte in der Heimat sind wichtig für die Übertragungsbilanz und Armenien profitiert von einer Vielzahl von Stiftungen.
Quelle: wikipedia

"Religion in Armenien"
Die dominierende Konfession im Land ist das orientalisch-orthodoxe Christentum, das in Armenien die Armenische Apostolische Kirche repräsentiert; ihr gehören etwa 94 Prozent der Bevölkerung an. Sie spielt eine zentrale Rolle für die armenische Identität. Das Christentum ist tief verwurzelt, immerhin erhob Armenien im Jahre 301 als erstes Land der Welt das Christentum zur Staatsreligion. Die Religionsfreiheit in der Verfassung garantiert.
Es gibt eine katholische Minderheit, die Armenisch-Katholische Kirche.
Zusätzlich verwendete Quelle: wikipedia