Rund 1.300 Tirolerinnen und Tiroler sammeln heuer im März ehrenamtlich in ihrer Freizeit für die Caritas. Letztes Jahr sind so 576.000 Euro zusammengekommen. Es ist die größte Sammlung der Caritas und eine wesentliche Stütze für die Arbeit im Inland. Bei der heutigen Pressekonferenz in der Caritas-Zentrale in Innsbruck stellten Bischof Hermann Glettler, Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb und die beiden Haussammler*innen Rosa Bramböck und Alois Gedl die Initiative vor.
Die Sammler*innen kommen zu Familien und Singlehaushalten, älteren Menschen und jungen, zu Frauen und Männern, zu Menschen, die in der jeweiligen Gemeinde aufgewachsen sind und zu solchen, die zugezogen sind. Die Spenden werden zur Gänze für die Inlandsarbeit verwendet.
Zehn Prozent bleiben direkt in den Pfarren und werden ganz lokal dort eingesetzt, wo es notwendig ist. Im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 gelten laut dem neuesten Armutsbericht des Landes (“Armut und soziale Ausgliederung”, 2023) in Tirol 100.817 Personen als armutsgefährdet, was einer Armutsgefährdungsquote von 13,5 Prozent entspricht.
Bischof Hermann Glettler betont den Stellenwert der Haussammlung
„Die Caritas-Haussammlung ist jährlich eine große Herausforderung. Es braucht Menschen, die sich auf den Weg machen, von Tür zu Tür. In unserer nervösen und von vielen Krisen erschütterten Zeit wächst leider die Versuchung, bei den eigenen Befindlichkeiten stehen zu bleiben. Zum Glück gibt es aber zahlreiche Ehrenamtliche, die sich nicht damit begnügen. Bewegt von den konkreten Nöten der Menschen stellen sie Zeit und Herzensenergie zur Verfügung. Durch ihr Engagement bietet die Haussammlung die Chance für gute Begegnungen und Gespräche. Trotz aller Verschiedenheit ein herzhaftes Zusammenkommen und Zusammenhelfen! Es ist die beste Vorbereitung auf Ostern. Mein Dank gilt allen, die ihre Türen und Geldtaschen öffnen, um die Caritas bei ihren zunehmend größer werdenden Aufgaben zu unterstützen. Mein Dank gilt ebenso den Pfarren, ohne deren Hilfe die größte Inlandssammlung der Caritas nicht durchführbar wäre. In herzlicher Verbundenheit erbitte ich für jedes Zusammenhelfen Gottes Segen.”
Hilfe notwendiger denn je
Zusammenhelfen ist gerade jetzt besonders wichtig. Denn die aktuelle Wirtschaftslage hat viele Menschen in prekäre Lebenssituationen gebracht. Die Haussammlung will die Not im Inland lindern. Sie ist eine riesige Aufgabe, die alljährlich gestemmt wird. Ohne das Engagement Vieler wäre sie nicht zu schaffen.
So hilft die Caritas im Inland
Spenden aus der Haussammlung dienen zur Gänze der Inlandsarbeit der Caritas. Sie unterstützt damit Menschen, die dringend Hilfe brauchen. Zum Beispiel mit der Katastrophenhilfe, die einspringt, wenn ein Brand oder ein anderes Unglück zur finanziellen Katastrophe führt.
- Die Familienhilfe hingegen ist in den Bezirken Innsbruck, Innsbruck Land und Lienz zur Stelle, wenn durch die plötzliche Erkrankung eines Elternteils kleine Kinder versorgt werden müssen.
- Pflegende Angehörige finden in der Demenz-beratung oder durch ehrenamtliche Besuchsdienste Entlastung.
- Die Sozialberatung hilft Menschen in akuten Notsituationen. Sie erhalten Unterstützung in einem der Beratungszentren oder über die Online-Sozialberatung.
- Schüler*innen aus benachteiligten Familien werden in den Lerncafés (zweimal in Innsbruck sowie je einmal in Imst und Reutte) kompetent betreut.
- Obdachlose bekommen Unterstützung in den Wärmestuben und Essensausgabestellen.
Über 30 Caritasstützpunkte in der Diözese Innsbruck bemühen sich Tag für Tag um rat- und hilfesuchende Menschen.
Zwei Schauplätze der Not: Sozialberatung und Wärmestuben
Die Caritas Tirol kann an zwei Angeboten besonders gut einschätzen, wie ernsthaft die Lage ist: An den Sozialberatungen und den Wärmestuben.
- In der Caritas-Sozialberatung in Innsbruck, Reutte, Landeck, Imst, Telfs, Schwaz, Jenbach, Uderns und Lienz werden Menschen in Not unterstützt und/oder über sozialrechtliche Unterstützungsmöglichkeiten zur Existenzsicherung beraten. Im Jahr 2023 wurden 5.944 Beratungen in Anspruch genommen. Das ist gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 50 Prozent. Grund für die stark gestiegenen Anfragen sind Mieten, Energiekosten und Existenzsicherung.
- In den Wärmestuben Katharina- und Wolfgangstube bekommen Menschen eine kostenlose Mahlzeit. Die Zielgruppe sind in erster Linie Obdachlose. Auch hier ist eine signifikante Steigerung von 2022 auf 2023 auf 42.096 Mahlzeiten um 22 Prozent zu beobachten.
Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb beobachtet die Entwicklung mit Sorge: „An diesen Schauplätzen der Not erkennen wir, wie groß das Problem ist. Wenn Menschen ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können, ist die Caritas gefragt. In einer umfassenden Sozialberatung versuchen wir, den Menschen finanziell nachhaltig Stabilität zu geben. Wir helfen bei der Erstellung eines Haushaltsplans und bei Förderanträgen. In den Wärmestuben gibt es Essen, eine Duschmöglichkeit und Sozialberaterinnen, die sich Sorgen anhören und versuchen, weiterzuhelfen. All das ist nur mit der Unterstützung unserer Spender und Spenderinnen möglich. Unser Dank gilt auch unseren 1.300 Haussammler*innen, die ihre Freizeit in den Dienst der guten Sache stellen.“
„Die Leute wissen, dass die Spende direkt zu den Bedürftigen kommen.“
Rosa Bramböck macht sich jedes Jahr ab 1. März machen in ihrer Heimatgemeinde Rinn auf den Weg zu den Nachbar*innen: „Es tut gut zu merken, dass die Menschen dankbar sind, dankbar für uns Haussammler*innen. Dankbar dafür, dass man den Dienst für den sozialen Zusammenhalt macht und sie mit ihrer Spende Teil des guten Projekts werden.“ Bramböck weiß, dass sich viele auf ihren Besuch freuen: „Einige warten schon, damit sie das Segensband auf den Palmbuschen binden können. Am Palmsonntag leuchten die bunten Farben der Caritas-Bänder bei der Palmprozession. Die Bänder schmücken Wohnungen, Autos, Büros. Ich bin stolz auf meine Nachbarn, die sich so mit ihrer Spende für ihre Mitmenschen einsetzen.“
„Alleine helfen geht oft nicht. Miteinander schon.”
Alois Gedl ist Dekanatsassistent in Breitenwang und selbst Haussammler. Bei den Gesprächen an der Haustüre erlebt er oft, dass die Menschen die Spendenmöglichkeit als Angebot wahrnehmen, sich zu engagieren: „Immer wieder kommt ein Gespräch an den Punkt, dass so viel Schlimmes passiert – Krieg, Terror, Vertreibung, Flucht, Naturkatastrophen, Hunger, Krankheit, … Und dann fühlen wir uns überfordert und hilflos. Denn viele möchten gerne helfen. Es ist gut, dass es Organisationen gibt, die weltweit vernetzt sind und Hilfe vor Ort professionell organisieren. Dann weiß ich, dass wir auf diese Weise doch helfen können, egal wie groß oder klein unsere Spenden sind. Das motiviert mich, mich als Haussammler für die Caritas zu engagieren.“
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Spenden an die Caritas sind steuerlich absetzbar